Umfallgefahr bei Laternen: Tausende Berliner Laternen müssten modernisiert werden

Eine plötzlich umgestürzte Laterne im Berliner Bezirk Zehlendorf rückt den Modernisierungsstau ins Licht: Laut Senat ist rund jede fünfte Berliner Straßenlaterne über 50 Jahre alt. Von Stefan Jacobs.

Umfallgefahr bei Laternen: Tausende Berliner Laternen müssten modernisiert werden
Foto: Imago / Schöning

Im Seibtweg in Zehlendorf ist Laterne Nr. 9 umgestürzt. Klingt kaum relevanter als der berühmte Sack Reis in China – aber wenn es einen trifft, wird’s zappenduster. Deshalb hat der Vor- bzw. Umfall den CDU-Abgeordneten Danny Freymark zu einer Anfrage zum Zustand der Berliner Straßenbeleuchtung veranlasst. Laut Senat wird die Lebensdauer von Lichtmasten mit „mindestens 50 Jahren“ angesetzt. Allerdings haben etwa 50.000 der rund 225.000 Berliner Laternen dieses Alter schon erreicht. Seit 2020 „mussten insgesamt 178 Lichtmasten aufgrund mangelnder Standsicherheit mit hoher Dringlichkeit außer Betrieb genommen oder demontiert werden“. Der Fall vom Seibtweg werde zurzeit untersucht. Vielleicht läuft es auf eine Helmpflicht für Fußgänger hinaus.

Auf eine weitere erhellende Anfrage von Freymark hin taxiert die Verkehrsverwaltung den Investitionsstau bei der öffentlichen Beleuchtung auf 350 Millionen Euro. Der Aufwand für den Betrieb veralteter Modelle sei „immens“. Die 50-prozentige EU-Förderung für die Umrüstung von Gaslaternen sei 2023 ausgelaufen, aber für ein Contracting-Modell als Ersatz liefen erst die Abstimmungen. Lukrativ müsste es sein, denn laut Senat frisst eine neunflammige Gaslaterne 1050 Euro Brennstoffkosten pro Jahr, während eine vergleichbare LED-Beleuchtung mit 75 Euro für den Strom auskommt – und zwei Tonnen weniger CO₂ verursacht.

Selbst gegenüber konventionellen Elektroleuchten sparen die LED-Laternen rund zwei Drittel des Stroms. Trotzdem seien erst 35 Prozent der Elektrolaternen umgerüstet, und viele Vorhaben scheitern aufgrund des fehlenden Budgets. Berlin zahlt also kräftig drauf beim Sparen.