Ein Australier, ein Franzose, ein Italiener: Was die Nationalitäten der an Silvester Festgenommenen über den Zusammenhang von Gewalt und Migrationsgeschichte verraten
Die Statistik der Berliner Polizei zeigt, dass Deutsche die größte Gruppe der Festgenommenen bilden – auch jenseits von Randale. Ein Hinweis, dass Differenzierung Not tut. Von Nina Breher.
Das Thema Herkunft scheint die Stadt zu bewegen. Werfen wir also einen genaueren Blick in Zahlen der Polizei zu den Nationalitäten der an Silvester Festgenommenen. Sie zeichnen ein differenzierteres Bild als die aktuelle Debatte (zugegeben: das ist nicht schwer). Dass 45 der 145 Festgenommenen deutsche Staatsangehörige waren, ist bekannt. Eine genauere Aufschlüsselung zeigt nun: Bürger keines anderen Landes wurden häufiger festgenommen als deutsche.
Auf zweitem und drittem Platz liegen Menschen mit afghanischem (27) und syrischem (21) Pass; alle weiteren der insgesamt 18 genannten Pass-Nationalitäten sind einstellig vertreten – unter ihnen zum Beispiel ein Australier, ein Franzose, ein Italiener sowie je fünf polnische und fünf türkische Staatsangehörige (die beiden zahlenmäßig größten Einwohnergruppen mit ausländischem Pass in Berlin). Bei 13 ist ungeklärt, welchen Pass sie besitzen. Die Zahlen beziehen sich nicht nur auf die Ausschreitungen, sondern auf die gesamte Silvesternacht. Sie zeigen, wie differenziert die Lage ist – und könnten ein Hinweis darauf sein, wie wenig die Silvester-Gewalt mit Nationalität und Einwanderungsgeschichte zu tun hat.