Katholische Kirche und der Umgang mit Sex: Berliner Erzbischof zeigt sich schockiert über Ablehnung von Reformpapier

Bischof Heiner Koch hatte an dem Papier mitgeschrieben, das die „Fixierung der Sexualität auf die Ehe“ kritisiert. Dieses fiel aber bei einer Abstimmung durch. Von Daniel Böldt

Katholische Kirche und der Umgang mit Sex: Berliner Erzbischof zeigt sich schockiert über Ablehnung von Reformpapier
Er wisse nicht, was er den Menschen im Erzbistum Berlin sagen solle, sagt Erzbischof Heiner Koch. Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Bestürzt zeigte sich der Berliner Erzbischof Heiner Koch über ein Abstimmungsergebnis der Vierten Vollversammlung des Synodalen Wegs, die am Sonnabend zu Ende ging. Der Synodale Weg ist ein Gesprächsformat der Katholischen Kirche in Deutschland, das als Reaktion auf das Bekanntwerden zahlreicher Fälle von sexuellem Missbrauch innerhalb der Kirche gegründet wurde. Es soll – so der eigene Anspruch – Impulse für eine zukunftsfähige Kirche geben, insbesondere bei den Themen Geschlechtergerechtigkeit und Sexualmoral.

In Hinblick auf Letzteres ist das am vergangenen Donnerstag gewaltig gescheitert. Koch hatte im Vorfeld des Treffens an einem Papier mitgeschrieben, in dem unter anderem die „Fixierung der Sexualität auf die Ehe“ kritisiert, Sexualität – auch Homosexualität – „als von Gott geschenkte, grundsätzlich positive Lebenskraft“ bezeichnet und die „selbststimulierte lustvolle Erfahrung des eigenen Körpers“ anerkannt wird. Mit anderen Worten: ein Dokument voller Selbstverständlichkeiten – nur eben nicht für einige angestaubte Bistumsherrscher. Die Annahme des Reformpapiers scheiterte an der notwendigen Zweidrittelmehrheit unter den Bischöfen, waseinen Eklat auslöste.

Auch Koch war empört über das Ergebnis: „Es ist nicht das Problem, dass ein Text abgelehnt wird; aber dass es gerade dieser Text ist!“, wird er in einer Pressemitteilung vom Freitag zitiert. Er wisse nicht, was er den Menschen im Erzbistum Berlin sagen soll. Auf Checkpoint-Anfrage wollte Koch das Abstimmungsergebnis nicht weiter kommentieren. Das Erzbistum setzte aber auf seine Weise noch eine Botschaft: Über der Pressemitteilung veröffentlichte es ein Bild, auf dem sich der offensichtlich fassungslose Koch nach der Abstimmung ungläubig mit der Hand an den Kopf fasst.