Fehlersuche statt Feierstimmung: Berlins Parteien nach der Wahl
Wer genau wissen will, wo die neuen politischen Grenzen Berlins verlaufen: Unsere Kiez-Wahlkarte zum Durchscrollen macht es unterhaltsam sichtbar und zeigt: viel lila, viel blau.
Und während die Linke feiert und sich die AfD bestätigt sieht, beginnt bei den anderen Parteien in Berlin die Aufarbeitung der Wahlergebnisse – mal mehr, mal weniger konkret.
+ Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner mischt in Sachen Koalitionsverhandlungen mit: „Union und SPD stehen in Berlin für eine stabile und verlässliche Regierung, die die Probleme konsequent angeht“, sagte er. „Ich bin davon überzeugt, dass eine schwarz-rote Koalition auch im Bund die besten Lösungen für die zahlreichen Probleme in unserem Land bietet.“ Gehört auch zur Wahrheit: In Berlin kamen CDU und SPD zusammen nur auf 33,4 Prozent. CDU-Fraktionschef Dirk Stettner glaubt aber, „dass eine Berlin-Wahl deutlich anders ausfallen wird“. Die CDU müsse jetzt ihre bisherigen Erfolge „erlebbar machen“.
+ Die Berliner SPD kämpft derweil ums politische Überleben. Landeschefin Nicola Böcker-Giannini warnt: „Entweder können wir unseren Anspruch, führende Mitte-Links-Volkspartei zu sein, glaubhaft unter Beweis stellen und uns entsprechend neu aufstellen, oder die SPD wird bedeutungslos werden“. Auch Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey sieht einen „unmissverständlichen Auftrag zur Veränderung“, linke Funktionäre fühlen sich dagegen in ihrem Kurs bestärkt. Die SPD scheint (mal wieder) in einem Richtungsstreit zu stecken. Eine starke Parteipersönlichkeit könnte helfen – ist aber nicht in Sicht, analysiert Kollegin Anna Thewalt
+ „Das Ende von Kreuzberg“, sieht der ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen, Jürgen Trittin gekommen: Die Grünen haben mit Friedrichshain-Kreuzberg ihr Kernland an die Linken verloren, wohl das schmerzhafteste Detail des auch ansonsten freudlosen Wahlabends. Der linke Berliner Parteiflügel macht den Mitte-Kurs von Robert Habeck verantwortlich. Und selbst die Realos hätten sich eine deutlichere Positionierung gegen Merz gewünscht. Auch hier geht die Richtungsdebatte wohl weiter.