„Frank Steffel kann vereinen und er kann Verein“: Wegbegleiter Bob Hanning über den möglichen neuen Präsidenten von Hertha BSC
Handball-Manager Hanning (Füchse Berlin) im Gespräch über Spezi Frank Steffel, dessen Vorzüge als Hertha-Präsident, Eierwürfe, Krisenmanagement und: Demut. Von Robert Ide

„All free men, wherever they may live, are citizens of Berlin. Therefore, as a free man, I take pride in the words: Ich bin ein Reinickendorfer!“ So ähnlich hatte sich wohl der selbst ernannte „Kennedy von der Spree“ seine Amtseinführung als Regierender Bürgermeister vorgestellt – doch Frank Steffel verlor 2001 klar gegen Klaus Wowereit. Immerhin brachte es der frühere Berliner CDU-Fraktionschef und Reinickendorfer Teppichhändler zum erfolgreichen Präsidenten der Füchse und führte Berlins Handballklub in europäische Wettbewerbe und zu sportpolitischer Anerkennung.
Nun soll Steffel nach dem Willen des Aufsichtsrats und womöglich mit der stillen Billigung von Investor Lars Windhorst, aber gegen die Skepsis vieler Fans neuer Präsident von Hertha BSC werden und die launische Fußball-Diva innerlich und äußerlich beruhigen. Abgesehen von der Frage, ob das überhaupt geht, bleibt offen: Kann Frank Steffel das? Einer seiner engsten Begleiter ist Bob Hanning, der nicht weniger schillernde Manager der Füchse. Im Checkpoint-Interview verrät er, was von dem möglichen Wechsel zwischen den Spielfeldern hält.
Herr Hanning, kann Frank Steffel Fußball spielen?
Ich entsinne mich an einen Kick unserer Geschäftsstelle gegen die Handballprofis, da spielte Frank Steffel in der Abwehr. Ich bin ja eher ein Bewegungsgranit – er war deutlich beweglicher.
In der Öffentlichkeit wurde Steffel oft verlacht, etwa als er sich bei Eierwürfen auf dem Alexanderplatz hinter Edmund Stoiber versteckte. Ist er einer, der sich im entscheidenden Moment wegduckt?
Auch wenn viele das vielleicht nicht hören wollen: Ich habe Frank Steffel in 17 Jahren Zusammenarbeit ganz anders erlebt. Er geht Konflikten nicht aus dem Weg, wenn sie ausgetragen werden müssen – unnötigen aber schon. Er war immer ein fairer Partner, den das bessere Argument überzeugt. Als sportliche Leitung hat er uns in Ruhe arbeiten lassen, aber uns mit kritischen Nachfragen gefordert – und war immer da, wenn Rat und Tat gefragt waren. Nehmen Sie die Corona-Krise, die existenzbedrohend für Berlins Profivereine war: Frank Steffel hat hier mit seinem Engagement das Hilfspaket für die Vereine ausgehandelt.
Alle Kandidierenden fürs Präsidentenamt versprechen mehr Ruhe bei Hertha. Geht das überhaupt?
Der Umgang miteinander im Verein geht gar nicht, auch nicht mit dem bisherigen Präsidenten Werner Gegenbauer. Frei nach dem Motto: Warum sachlich streiten, wenn’s auch persönlich geht? Mir zeigt das, dass es bei Hertha einen kompletten Neuanfang braucht und nicht alte Präsidiumsleute in neuen Funktionen. Frank Steffel hat viele Krisen gemeistert, kommt aber auch mit Leuten aus der Kegel- und der Tischtennisabteilung klar. Am Ende muss sich ein Präsident bei Hertha auf vielen Ebenen gut bewegen können: bei den Fans, in der Politik und, auch wenn das viele nicht mögen, bei Investoren. Für Hertha wäre der Wechsel eine Riesenchance, auch wenn er für uns als Füchse schwierig wäre.
Steffel war lange im Sportausschuss des Bundestages, ist politisch vernetzt. Von seinem Vorgänger Gegenbauer hatte man das auch gedacht, der mit Herthas neuem Stadion trotzdem nicht vorankam.
Zunächst einmal: Für mich ist Frank Steffel kein Politiker mehr, sondern ein Unternehmer mit Herzblut. Ich bin schon seit meiner Kindheit Hertha-Fan – und wie alle Anhänger sehne ich mich bei dem Verein nach Ruhe und Entwicklung, natürlich auch in der Stadionfrage. Wer Hertha erfolgreich machen will, muss also Menschen vereinen. Frank Steffel kann vereinen. Und er kann Verein.
Gibt es noch etwas, was der Fußball vom Handball lernen kann?
Demut.