Paris macht 500 Straßen autofrei – was macht Berlin?
Rund 500 Straßen in der französischen Hauptstadt könnten nach einem Volksentscheid bald autofrei sein. Dafür sollen 10.000 Parkplätze wegfallen. Wie schätzen Experten die Lage in Berlin ein? Von Robert Ide.

Paris n’aime pas les voitures. Rund 500 Straßen in der französischen Hauptstadt könnten autofreie Fußgängerzonen werden, rund 10.000 Parkplätze sollen wegfallen – so lautet das Ergebnis eines Volksentscheides, an dem allerdings nur vier Prozent der Wahlberechtigten teilnahmen.
„Paris ist die europäische Zu-Fuß-Geh-Metropole“, schwärmt Roland Stimpel, Vorstand von Fuss e.V., am Checkpoint-Telefon – während er zufälligerweise gerade durch die Rues von Paris flaniert. Rund die Hälfte der Strecken legten die Pariser à pied zurück, ein weiteres Drittel mit den Öffentlichen. „Motorisierter Individualverkehr ist in dieser engen Stadt schon lange eine Restgröße“, sagt Stimpel, der auch die geringe Beteiligung am Entscheid nicht schlimm findet. „Man kann es auch so sehen: Nur 1,3 Prozent der Wahlberechtigten haben sich aufgerafft, für den Erhalt der Parkplätze zu stimmen.”
Nach Stimpels Beobachtungen gehen die Franzosen das Thema Mobilität pragmatischer und weniger kulturkämpferisch an. Der ADAC Berlin-Brandenburg dagegen „rät grundsätzlich davon ab, Verkehrskonzepte anderer Städte Berlin überstülpen zu wollen“. Die Abhängigkeit der Menschen sei in Berlin „viel zu groß“, um über Verbote nachzudenken. „Hier müssen noch viele Hausaufgaben gemacht werden, damit das ein vernünftiges Szenario sein kann.“ Auch Stimpel glaubt nicht an die große Lösung für Berlins Verkehrsverpuffung. „Es braucht nicht ein Riesenprojekt, sondern 1000 kleine Veränderungen an 1000 Ecken.“ Oder zumindest 500.